Die 5 besten Debütalben der 1970er

Julian Mark
4 min readOct 1, 2023

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The band Television in a 1977 publicity photo.
Television in 1977. Photo via Wikimedia Commons, CC0.

Für manche Bands war bereits der erste Versuch ein Treffer ins Schwarze. Hier stelle ich die Debütalben vor, die meiner bescheidenen Meinung nach zu den besten aus den 1970er-Jahren gehören.

Bevor ich beginne, hier noch ein paar Alben, die es gerade so nicht in die Auswahl geschafft haben: Derek & The Dominos — Layla And Other Assorted Love Songs (1970), John Lennon — John Lennon/Plastic Ono Band (1970), Brian Eno — Here Come the Warm Jets (1974), Talking Heads — Talking Heads: 77 (1977), Joy Division — Unknown Pleasures (1979), Gary Numan — The Pleasure Principle (1979).

Lynyrd Skynyrd — pronounced ‘lĕh-’nérd ‘skin-’nérd (1973)

Als Teil des Soundtracks von GTA San Andreas war Free Bird schon vor etlichen Jahren einer meiner ersten Lieblingssongs. Später war ich dann überrascht, dass es nicht von einer erfahrenen Band, sondern von einem Debütalbum voller junger Menschen in ihren frühen Zwanzigern stammt. Das Album ist voller großartiger Melodien und Gitarrenriffs und einfach hervorragend gealtert — und ich bin noch nicht mal so ein großer Southern-Rock-Fan. Für ein Debüt ist es außerdem erstaunlich vielseitig. Von bluesigen Balladen, über schwungvollen Country, bis hin zu einigen der epischsten Rock-Songs aller Zeiten. Ein Flugzeugabsturz kostete drei Bandmitgliedern wenige Jahre darauf das Leben. Umso dankbarer ist man rückblickend, dass sie gleich zu Beginn ein absolutes Meisterwerk abgeliefert haben.

Patti Smith — Horses (1975)

Was kann noch über dieses Album gesagt werden, was nicht schon gesagt wurde? Ich halte seit vielen Jahren die Ohren offen, bin aber noch nicht auf etwas auch nur im Ansatz Vergleichbares gestoßen. Dass es sich hierbei um ein Debütalbum handelt, ist umso beeindruckender. Die Band spielt ohne konkrete Regeln und Grenzen. Die Art und Weise, wie sich der Rhythmus in Songs wie Free Money oder Land beschleunigt und immer ausufernder wird, ist unfassbar mitreißend und versetzt mich jedes Mal in Ekstase. Als Sängerin ist Patti Smith für mich absolut unantastbar. Ihre Stimme ist so ausdrucksstark und selbstsicher und ihre Texte nehmen einen auf eine emotionale Achterbahnfahrt. Das Album ist schwer zu verarbeiten und nichts, was sich im Hintergrund spielen lässt. Aber wenn man sich darauf einlässt, ist es ein Hörerlebnis, das seinesgleichen sucht.

Television — Marquee Moon (1977)

Ich weiß gar nicht mehr, wie und wann ich auf Television aufmerksam geworden bin. Aber obwohl ich ihr Debüt mittlerweile in- und auswendig kenne, hauen mich die Songs immer noch genau so um, wie beim ersten Mal. Ich kann gar nicht genug betonen, wie großartig die Gitarren auf diesem Album klingen. Die Riffs sind pures Dynamit und die Soli so mitreißend und energiegeladen, wie sie nur sein können. Was das Album aber zu einem echten Klassiker macht, ist, dass es trotz der instrumentalen Virtuosität nicht aufgesetzt wirkt, sondern trotzdem eine gewisse Punk-Sensibilität ausstrahlt. Der schräge Gesangsstil von Tom Verlaine mag vielleicht etwas gewöhnungsbedürftig erscheinen, aber ich finde, er ergänzt sich wunderbar mit dem Klang der Band und verleiht den Songs einen verspielten Charakter, den es einfach Freude macht zu Hören.

Iggy Pop — The Idiot (1977)

Iggy Pop, erstarrt in einer gekünstelten Pose inmitten der Finsternis, das grelle Blitzlicht wird im fallenden Schnee reflektiert. Ich könnte mir kein besseres Cover für dieses Album vorstellen. Vom Nachtleben im West-Berlin der 1970er-Jahre, über verzweifelte Liebesballaden, bis hin zu autobiografischen Texten über seine inneren Dämonen. Mit Unterstützung von David Bowie, der hier als Produzent fungiert und einen Großteil der Instrumente spielt, schuf Iggy eine der trostlosesten Aneinanderreihungen von Songs, die man sich nur vorstellen kann. The Idiot ist ein dystopischer Alptraum aus mechanisch-anmutenden Synthesizer-Klängen, stark verzerrten Gitarren-Licks und einer Gesangsperformance, die sich zuweilen so anhört, als würde Iggy jeden Moment seinen Verstand verlieren. Ein erstaunliches und verdammt gutes Album mit Einflüssen aus Punk, Funk, Krautrock und anderen Strömungen der Zeit, das einem bei voller Lautstärke alle Probleme vergessen lässt.

Pretenders — Pretenders (1979)

Die Pretenders habe ich entdeckt, nachdem ich herausgefunden habe, dass einer meiner Lieblingssongs von Grace Jones, Private Life, eigentlich ein Cover-Song ist. Das Original befindet sich auf dem Debütalbum dieser britisch-amerikanischen Band, das es allein schon für die großartige Leadgitarre von James Honeyman-Scott verdient gehört zu werden. Die Band konnte im Laufe der Jahre den ein oder anderen Radio-tauglichen Hits erzielen, allerdings gefallen mir ihre härter rockenden Songs am besten — und davon gibt es auf diesem Album einige. Sängerin Chrissie Hynde hat eine der coolsten, charismatischsten Stimmen im Genre, ist eine clevere Texterin und hat ein hervorragendes Gespür für mitreißende Melodien. Versucht mal, den ersten Song anzuspielen, ohne euch zu bewegen. Ich schaffe es nicht! Leider starben Honeyman-Scott und Bassist Pete Farndon nur wenige Jahre nach der Veröffentlichung, weswegen die Band in dieser großartigen Besetzung nur ihr Debüt und ein weiteres Album aufnehmen konnte.

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