Nick Drake: Alle Songs im Ranking

Julian Mark
7 min readFeb 16, 2021

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Nick Drake ist ein Singer-Songwriter aus dem Folk-Genre, dessen Musik erst Jahrzehnte nach seinem viel zu frühen Tod 1974 größere Bekanntheit erreicht hat. Ich hab das erste Mal vor gar nicht so langer Zeit auf Reddit über ihn gelesen, und mir — nachdem ich mir seinen wohl bekanntesten Song Pink Moon angehört habe — sofort seine drei Alben heruntergeladen. 2023 war Nick Drake definitiv einer meiner meistgehörtesten Interpreten. Dieses Ranking beinhaltet alle Songs, die auf seinen drei Studio-Alben veröffentlicht wurden.

31. „Fly” (Bryter Layter, 1971) — Das Cembalo hat einen gewissen Charme und gibt dem Ganzen so eine barocke, aus der Zeit gefallene Atmosphäre. Insgesamt packt er mich aber ehrlich gesagt nicht besonders, und der Refrain wirkt irgendwie fehl am Platz.

30. „Bryter Layter” (Bryter Layter, 1971) — Ich kann der Flöte hier irgendwie nichts abgewinnen, und die Akkordwechsel klingen, als ob es der Titelsong irgendeiner altbackenen Fernsehsendung aus den 70er-Jahren wäre. Nicht wirklich schlecht, aber für mich definitiv einer der weniger zeitlosen Songs.

29. „Horn” (Pink Moon, 1972) — Unglaublich, was sich mit nichts als ein paar Tönen an der Gitarre für eine Atmosphäre erschaffen lässt. Für sich allein genommen ist das Instrumetal relativ unspektakulär, aber ich würde es auf dem Album nicht missen wollen. Und der Übergang in den darauffolgenden Track (Things Behind the Sun) ist einfach großartig — wie die Ruhe vor dem Sturm.

28. „Know” (Pink Moon, 1972)
Die ständige Wiederholung des Riffs hat etwas so Hypnotisches an sich und ich mag, wie das Zupfen der Gitarrensaiten nach und nach intensiver wird. Kein Song, den ich mir einzeln anhören würde — aber im Kontext des Albums gefällt er mir sehr!

27. „Sunday” (Bryter Layter, 1971)
Ein weiteres Instrumental, und wieder mit Flöte. Was mir bei diesem allerdings total gefällt, sind die Stimmungswechsel im Verlaufe des Songs und vor allem der schöne Abschnitt ab 2:28, der meiner Meinung nach sogar zu einem eigenen Stück hätte ausgebaut werden können.

26. „Way to Blue” (Five Leaves Left, 1969)
Ist das der einzige Nick-Drake-Song, auf dem nur Streicher zu hören sind? Wahrscheinlich liegt es daran — mir persönlich ist Way to Blue insgesamt ein wenig zu eintönig. Überspringen würde ich ihn aber nicht, vor allem, weil mir der Übergang zum nächsten Song auf dem Album (Day is Done) super gefällt.

25. „The Thoughts of Mary Jane” (Five Leaves Left, 1969)
Es gibt nichts wirklich Schlechtes an diesem Song — und die Streicher, die nach der Hälfte einsetzen, klingen einfach hervorragend — aber mir persönlich ist er insgesamt ein bisschen zu seicht. Trotzdem kein Song, den ich überspringen würde.

24. „Introduction” (Bryter Layter, 1971)
Dafür, dass es sich hierbei um den zweitkürzesten seiner Songs handelt, ist in diesem Instrumental echt einiges los. Die Streicher geben mir das Gefühl, wie auf Wolken zu schweben… Und das Gitarrenriff ist so simpel, aber ich kann mich nicht im Geringsten daran satthören.

23. „Harvest Breed” (Pink Moon, 1972)
Vielleicht nicht ganz so innovativ oder abwechslungsreich, wie die anderen Songs auf dem Album, aber keinesfalls schlecht. In Nick Drakes Gitarrenspiel steckt so viel Gefühl und Kraft zugleich, dass ich selbst ein minimalistisches Arrangement wie dieses als energiegeladen bezeichnen würde.

22. „Man in a Shed” (Five Leaves Left, 1969)
Der Song hat eine relativ gleichbleibend Struktur, und vom abrupten Ende fühle ich mich immer ein wenig überrumpelt. Aber ich finde es erstaunlich, wie ganz ohne Schlagzeug ein so fesselnder Rhythmus erzeugt werden kann, und die Improvisationen am Klavier klingen einfach hervorragend.

21. „Time Has Told Me” (Five Leaves Left, 1969)
Einer der wenigen Nick-Drake-Songs, auf dem eine E-Gitarre verwendet wurde — und die kleinen Verzierungen sind und echt schön anzuhören. Die gesamte Instrumentierung vermittelt so ein wohliges Gefühl. Eine hervorragende Eröffnung für das Album, auf dem er zu hören ist.

20. „Parasite” (Pink Moon, 1972)
Die Gitarre hat einen Klang, den ich bisher bei keinem anderen Song gehört habe — wie nicht von dieser Welt. Das Riff mag im Vergleich zu anderen vielleicht etwas monoton wirken, aber gerade die ständige Wiederholung erzeugt eine so einzigartig meditative Wirkung. Und mit dem düsteren Text offenbart uns Nick Drake einen faszinierenden Einblick in seine Selbstwahrnehmung.

19. „One of These Things First” (Bryter Layter, 1971)
Gehört zu den Ohrwürmern, die man, sobald sie sich einmal im Kopf festgesetzt haben, nicht mehr loswird. Die Musik klingt fast schon fröhlich, mit dem unaufhaltsamen Schlagzeugrhythmus und dem jazzigen Klavier, obwohl der Text über verpasste Gelegenheiten eher in die entgegengesetzte Richtung geht.

18. „Saturday Sun” (Five Leaves Left, 1969)
Die melancholische und doch irgendwie hoffnungsvolle Stimmung macht Saturday Sun zu einem perfekten Abschlusstrack fürs Album. Wikipedia sagt, es ist ein Vibraphon im Hintergrund — diese Instrumentengruppe ist einfach immer angenehm anzuhören. Ich mag auch den Jazz-Einfluss, mit dem wummernden Bass und den verschachtelten Drumfills.

17. „From the Morning” (Pink Moon, 1972)
Wenn dieser Song erklingt, scheint die Zeit für einen Moment stillzustehen, und alles fühlt sich irgendwie in Ordnung an. Die seltsam tröstliche Atmosphäre macht ihn zu einem passenden Abschluss für ein melancholisches Album wie Pink Moon und weckt den Wunsch, es direkt noch einmal zu hören.

16. „Hazey Jane II” (Bryter Layter, 1971)
Dieser Song mich irgendwie total an Belle & Sebastian. Die Produktion ist umfangreicher, der Rhythmus deutlich schneller im Vergleich zu seinen anderen Songs, und die Blasinstrumente verleihen dem Ganzen einen schwungvollen Charakter, der einfach gut ins Ohr geht.

15. „Road” (Pink Moon, 1972)
Ich konnte einfach nicht anders, als diesen Song auf der Gitarre zu lernen. Die Melodie ist so warm und behaglich, und das nahtlose Arrangement erzeugt beim Spielen eine so meditative Wirkung — auch, wenn ich immer noch nicht ganz an die fließende Spielweise von Nick Drake herankomme.

14. „Fruit Tree” (Five Leaves Left, 1969)
Ich bin zwar nicht immer in der Stimmung dafür, aber die düsteren Akkordfolgen in Verbindung mit den orchestralen Elementen geben diesem Song einen so einzigartig ergreifende Atmosphäre. Und im Hinblick auf den Ruhm, den Nick Drake in den Jahren nach seinem Tod erreichte, wirkt der Text beinahe wie eine prophetische Vision der Zukunft.

13. „Hazey Jane I” (Bryter Layter, 1971)
Wahrscheinlich einer der unbeschwertesten Nick-Drake-Songs, obwohl musikalisch so viel passiert — das verschachtelte Fingerpicking an der Gitarre; die opulenten Streicher; die Akzente, die mit dem Bass und den Trommeln gesetzt werden. Und dennoch verschmelzen sie alle auf eine so harmonische Weise.

12. „Northern Sky” (Bryter Layter, 1971)
Zuerst hat mich das Album nicht so gepackt, wie die anderen beiden — aber einen herzerwärmenden und melancholischen Song wie diesen muss man einfach lieben. Die Hammondorgel und Celesta verleihen dem Song eine so verträumte Atmosphäre, in die man sich wunderbar hineinfallen lassen kann.

11. „At the Chime of a City Clock” (Bryter Layter, 1971)
Dieser Song hat eine Stimmung, die mit keinem anderen seiner Songs vergleichbar ist. Mir gefällt, wie die Instrumente schrittweise hinzugefügt werden. Einfach herrlich, wenn die luftigen Streicher einsetzen, und das jazzige Saxofon haucht dem Ganzen echt Leben ein.

10. „Free Ride” (Pink Moon, 1972)
Ein weiterer Song, den es sich allein schon für das großartige Gitarren-Arrangement lohnt, gehört zu werden. Der gesamte Rhythmus ist unglaublich fesselnd, und das ständige Anschlagen der Basssaiten bringt so eine Dringlichkeit in die Musik. Ich liebe auch das metallische Klirren beim Bundwechsel und die Unsauberkeiten beim Greifen — das gibt Songs wie diesem eine so intime Atmosphäre, als würde man bei den Aufnahmen im Studio sitzen.

9. „Poor Boy” (Bryter Layter, 1971)
Bei Poor Boy hat es ein wenig gedauert, bis es Klick gemacht hat, aber die sich steigernde Intensität im Verlaufe des Songs ist so gut umgesetzt. John Cale haucht der Musik am Klavier so viel Leben ein, das Saxofon klingt wie gewohnt fantastisch, und der Chor katapultiert den Song auf ein vollkommen neues Level. Nichts, was ich als repräsentatives Beispiel für seine Musik anführen würde, aber für mich dennoch ein absolutes Highlight mit Ohrwurm-Potential.

8. „Pink Moon” (Pink Moon, 1972)
Pink Moon umhüllt einen wie eine warme Decke an einem eisigen Wintertag. Die rauchige Gesangsstimme von Nick Drake klingt einfach phänomenal und schafft in Kombination mit der minimalistischen Instrumentierung eine unvergleichlich behagliche Atmosphäre. Ich habe diesen Song mittlerweile schon unzählige Male gehört und die Magie geht einfach nicht verloren.

7. „Day is Done” (Five Leaves Left, 1969)
Unglaublich, was Nick Drake in kurzen zweieinhalb Minuten einfangen kann — Day is Done ist unfassbar vielschichtig allein schon für das wunderbar verschachtelte Streicher-Arrangement hörenswert. Und die Gitarrenparts sind relativ unkompliziert und einfach zum Mitspielen, zumindest für Nick-Drake-Verhältnisse.

6. „’Cello Song” (Five Leaves Left, 1969)
Ich mag den angenehm scharfen Klang der Cellosaiten so sehr, und die sich wiederholenden Muster der Instrumente gleiten auf so hypnotische Weise vor sich her, dass man beim Hören beinahe in Trance-ähnlichen Zustand verfällt.

5. „Three Hours” (Five Leaves Left, 1969)
Es gibt einfach nichts Vergleichbares zu diesem Song. Mir gefällt die gesamte Instrumentierung total. Die hallenden Congas und der wummernde Bass haben einen angenehm intimen Klang, und die nicht zur Ruhe kommende Gitarre erzeugt eine so unvergleichlich mitreißende Atmosphäre.

4. „Which Will” (Pink Moon, 1972)
Die wiederkehrende Melodie zieht mich mit all ihren Variationen jedes Mal voll in ihren Bann, und der gedämpfte Klang der Saiten verleiht der Gitarre einen so angenehmen, warmen Charakter. Ich wünschte, Nick Drake hätte noch mehr Songs im Stil dieses Albums aufgenommen — ich könnte ihm endlos beim Gitarrespielen zuhören.

3. „River Man” (Five Leaves Left, 1969)
Einer der eindringlichsten Songs von Nick Drake und definitiv einer meiner meistgespielten. Die sanften Anschläge auf der Gitarre, sein hauchzarter Gesang und das atemberaubend schöne Streicherarrangement erzeugen eine so unvergleichlich mystische und fesselnde Atmosphäre, und der kryptische Text bringt seine lyrischen Fähigkeiten zum Ausdruck, wie kaum ein anderer.

2. „Place to Be” (Pink Moon, 1972)
Dieser Song transportiert mich jedes Mal in eine andere Welt. Der Klang der Gitarre ist einfach wundervoll — man kann den Anschlag jeder einzelnen Saite hören — und der sanfte, gefühlvolle Gesang von Nick hat eine so unvergleichlich beruhigende Wirkung. Wie Balsam für die Seele.

1. „Things Behind the Sun” (Pink Moon, 1972)
Ein unverkennbares Meisterwerk, das zum Nachdenken über das Unausgesprochene im Leben anregt. Nick Drakes rauchige Stimme erzeugt eine zugleich gespenstische als auch beruhigende Wirkung, und seine Virtuosität an der Gitarre kommt hier zur Geltung, wie in kaum einem seiner Songs. Ich liebe es, wie nahtlos die Melodie mit den Akkorden verwoben ist — beinahe, als ob zwei Gitarren gespielt werden. Mir gefällt allgemein, dass nicht immer jede Saite perfekt angeschlagen wird und kleine Unstimmigkeiten erhalten bleiben. Genau das verleiht den Songs auf diesem Album ihre unvergleichlich intime Atmosphäre.

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