Die 10 besten Songs von David Bowie

Julian Mark
5 min readJan 24, 2021

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David Bowie ist so fest in meinem Leben verankert, ich kann mich an eine Zeit ohne seine Musik in meinem Leben gar nicht mehr erinnern. Mir diente über die Jahre nahezu jedes seiner 26 Alben als Soundtrack für alle möglichen Erlebnisse und dementsprechend schwer ist es mir gefallen, eine Liste an nur 10 Favoriten zusammenzustellen.

Mir ist auch aufgefallen, dass man vor allem bei so einer umfangreichen Diskografie des Öfteren eine neue Wertschätzung für Songs entwickelt, die man früher vielleicht nicht so auf dem Radar hatte. Nicht, dass mir Station to Station früher nicht gefallen hätte, aber seitdem ich neulich diesen echt phänomenalen Live-Auftritt von Word on a Wing gefunden habe, kann ich auf einmal nicht genug von dem Album bekommen. Kurz gesagt: Meine Top 10 sieht heute mit Sicherheit anders aus, als sie vor 10 Jahren ausgesehen hätte. Und wer weiß, welche Songs ich hier in 10 Jahren laden werden? Hier also meine aktuelle Liste an persönlichen Favoriten. Geordnet in chronologischer Reihenfolge.

„Quicksand” (Hunky Dory, 1971) — Mit Sicherheit einer der düstersten Bowie-Songs, nicht nur in dieser Liste. Wobei ich irgendwo mal gelesen habe, dass der Text von buddhistischen Lehren inspiriert ist, was ihm vielleicht eine eher tröstende Note verleihen würde? So oder so, poetisch ist er einfach unübertroffen, und ich liebe die Gesangsmelodie. Schaut euch Bowie und Robert Smith von The Cure an, wie sie den Song im Madison Square Garden 1997 zusammen aufführen, und macht euch darauf gefasst, von den Socken geworfen zu werden.

„Aladdin Sane (1913–1938–197?)” (Aladdin Sane, 1973) — Ich verstehe, warum Ziggy Stardust so ein Phänomen war, aber für mich war Aladdin Sane in vielerlei Hinsicht schon immer das bessere Album, und das liegt nicht zuletzt am phänomenalen Klavierspiel von Mike Garson. Vor allem sein Solo im Titeltrack gehört meiner Meinung nach zu den besten, die je aufgenommen wurden und ich liebe es, wie das Ganze mit der Zeit immer ausufernder wird. Der Song hat einfach was, das mich jedes Mal immer voll und ganz in seinen Bann zieht. Unmöglich, dabei den Kopf stillzuhalten.

„Station to Station” (Station to Station, 1976) — Was für ein atemberaubendes und unvergleichliches Meisterwerk. Und so viel komplexer als alles, was zuvor kam. Ich liebe es, wie die Band einen mit der Eröffnung langsam in den Bann zieht, bevor erst nach über drei Minuten der Gesang (und meine Gänsehaut) einsetzt. Und wenn man denkt, es könnte nicht besser werden, explodiert der Song in das elektrisierende Finale überhaupt. Wenn ich nur die Gelegenheit gehabt hätte, diesen Song live zu erleben… Seine Live-Performances von Station to Station sind einfach unschlagbar.

„TVC 15" (Station to Station, 1976) — Ich hab das Gefühl, dies ist einer dieser Songs, die man entweder liebt oder hasst. Auf gewisse Weise könnte ich letzteres sogar nachvollziehen — hat man ihn einmal gehört, kann man den ganzen Tag an nichts anderes denken — aber für mich ist es auch einer dieser Songs, in denen ich mich immer wieder voll und ganz verliere. Vor allem der Refrain könnte für mich eine Ewigkeit so weiterlaufen. Sobald Bowie anfängt, nur noch Oh my TVC 15 zu wiederholen und das Saxophon einsetzt, rückt für mich alles andere in den Hintergrund und ich liebe Musik, die zu so etwas in der Lage ist.

„Subterraneans” (Low, 1977) — Ich muss der Versuchung echt hart widerstehen, hier die gesamte zweite Hälfte von Low (und “Heroes”) zu erwähnen. Aber wenn es einen Track gibt, der mir jedes Mal eine Gänsehaut verleiht, dann ist es der phänomenale Abschlusstrack. Der Song wurde vom Elend der Einwohner Ost-Berlins während des Kalten Krieges inspiriert und die Atmosphäre ist gespenstisch, aber zugleich sehr emotional und umwerfend schön. Sobald das Saxophon einsetzt, jagt es mir jedes Mal einen Schauer über den Rücken. Ein Song, den man in aller Ruhe hören und vollkommen auf sich wirken lassen sollte.

“Heroes” (“Heroes”, 1977) — Auch hier würde ich am liebsten das gesamte Album auf die Liste packen — und der einzige Nachteil von “Heroes” ist, dass seine Popularität den Rest dieses phänomenalen Albums in den Schatten stellt — aber die atmosphärische Produktion des Titeltracks versetzt mich einfach jedes Mal in einen tranceartigen Zustand. Die hin- und hergleitenen Gitarren. Die Art und Weise, wie die Klänge in der Luft zu schweben scheinen. Die gesamte Produktion erinnert mich total an Loveless und den Shoegaze der 90er-Jahre. Ich hab den Song auch schon unzählige Male gehört und die Magie geht einfach nicht verloren. Und obwohl ich als Berliner schon vielen der Schaffensorte von Bowie einen Besuch abgestattet habe, werde ich nie vergessen, wie ich nach seinem Tod mit diesem Song auf den Ohren an dem Meer an Kerzen vor seiner ehemaligen Wohnung in Schöneberg angekommen bin.

„Look Back in Anger” (Lodger, 1979) — Ich hab neulich nochmal eine Szene in Wir Kinder vom Bahnhof Zoo gesehen, in der Look Back in Anger in einer Diskothek im Hintergrund zu hören ist und dachte mir, wenn Songs wie dieser heutzutage in vergleichbaren Lokalitäten gespielt werden würden, wäre ich dort mit Sicherheit häufiger anzutreffen. Aus dem Schlagzeug wird wirklich alles rausgeholt. Unfassbare Performance. Bowie klingt wie gewohnt hervorragend und in dem gesamten Song steckt so eine Dringlichkeit, die mir total gefällt. Bowie-Produzent Tony Visconti hat Lodger 2017 übrigens komplett neu abgemischt, und das Ergebnis ist so viel besser als die originale Version. Ein absolutes Muss für Fans.

„I’m Deranged” (1. Outside, 1995) — Diesen zu Song zu hören fühlt sich genauso an wie die Eröffnungssequenz aus Lost Highway, in der er zu hören ist. Mit den von Autoscheinwerfern beleuchten Fahrbahnmarkierungen, die aus dem Nichts und mit halsbrecherischer Geschwindigkeit unkontrolliert auf einen zurasen. Als ob man in einem surrealistischen Albtraum gefangen wäre. Ich höre ich nicht oft, aber der Song hat eine so eigen- und einzigartige Atmosphäre, dass mein Gehirn immer gar nicht anders kann, als sich zu einhundert Prozent auf die Musik zu konzentrieren.

„The Stars (Are Out Tonight)” (The Next Day, 2013) — Unmöglich, meine Liebe zu diesem Song in Worte zu fassen. Ich kriege Gänsehaut von der ersten Sekunde, in der das unfassbare Gitarrenriff einsetzt. Gänsehaut, sobald die Streicher (Synthesizer?) in der zweiten Strophe dazukommen. Gänsehaut, wenn der Song in die Bridge übergeht und nochmal, wenn die Musik nach dem Break kurz darauf wieder an Fahrt aufnimmt. Ich kenne einfach wenige Songs, die so mitreißend und energiegeladen sind und The Stars haut mich auch nach all den Jahren immer noch genauso um, wie beim ersten Mal. Am besten so laut es geht aufdrehen.

„’Tis A Pity She Was a Whore” (★, 2016) — Apropos Gänsehaut: Die Band, mit der Bowie für dieses Album zusammengearbeitet hat, ist ein absoluter Segen. Das pulsierende Schlagzeug; die disharmonischen Klavierklänge im Hintergrund; das Saxophon, das mit jeder Sekunde mehr im Chaos versinkt — nichts davon sollte auf dem Papier funktionieren, aber aus irgendeinem Grund kann ich einfach nicht genug davon bekommen. Was ich an Bowie im Allgemeinen liebe, ist seine Experimentierfreude, anstatt sich nur auf ein etabliertes Genre zu beschränken. Vor allem auf Blackstar gibt es eine so große Vielfalt an verschiedenen Einflüssen, aber anstatt zu kollidieren, schafft es Bowie, sie zu etwas gänzlich Neuem zu verschmelzen und es klingt jedes Mal fantastisch.

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