Die 10 besten Songs von Talk Talk
Eine Lieblingsband hab ich zwar nicht, aber Talk Talk kommen dem Titel schon sehr, sehr nahe! Von massentauglichen Popsongs zum avantgardistischen Spätwerk: Ihre Entwicklung ist eine der faszinierendsten Transformationen der Musikgeschichte, und doch kann ich jedem ihrer Songs etwas abgewinnen. Hier sind ihre meiner Meinung nach besten. Geordnet in chronologischer Reihenfolge.
„It’s My Life” (It’s My Life, 1984) — Häufig wird der eine große Hit einer Band bis zum Geht-nicht-mehr überspielt, aber diesen kann ich nicht oft genug hören. Er hat einfach alles: packende Synthesizer, Killer-Refrain, Mark Hollis’ phänomenale Gesangsdarbietung und eine Tiefe, die ihn von anderen Songs dieser Zeit abhebt. Einfach perfekt.
„Tomorrow Started” (It’s My Life, 1984) — Ich liebe diesen Song. Die gespenstischen Synthesizer in Verbindung mit Mark Hollis’ Gesangsdarbietung sind so unfassbar mitreißend, dass ich gar nicht anders kann, als jedes Mal ganz automatisch die Lautstärke aufzudrehen. Und der Drop nach der Pause, in der die gesamte Band für einen Moment der absoluten Stille aussetzt, gehört für mich zu den besten musikalischen Momenten überhaupt.
„Living in Another World” (The Colour of Spring, 1986) — Mit dieser Urgewalt eines Songs reißt die Band gleich zu Beginn alle Wände ein, und die Energie lässt nicht nach. Die dichte, Wall-of-Sound-artige Produktion verleiht dem Song eine solche Heaviness und ich kriege Gänsehaut, wenn ich nur ans Mundharmonika-Solo denke. Ein perfekter Song, wenn es je einen gegeben hat. Meine Nachbarn müssen ihn hassen.
„John Cope” (B-Seite von I Believe in You, 1988) — Als ich diese B-Seite versteckt in einem obskuren Compilation-Album entdeckt hab, konnte ich es nicht glauben. Der Song ist so atmosphärisch und gefühlvoll und verträumt. Und egal wie häufig ich ihn höre, die schrille Klangcollage zwischen den Strophen verleiht mir jedes Mal eine Gänsehaut.
„The Rainbow” / „Eden” / „Desire” (Spirit of Eden, 1988) — Spirit of Eden ist ein Meilenstein des Post-Rock-Genres und das liegt in erster Linie an diesem dreiteiligen Epos. Ich liebe es, wie die Band hier mit Stille experimentiert: Der Abstand zwischen den Tönen ist genauso wichtig, wie die eigentliche Musik und trotz zahlreichen Momenten der Stille vergehen die 22 Minuten wie im Flug. In jedem Abschnitt erwarten einen neue Entdeckungen und es gibt so viele Gänsehautmomente. Ich bin echt neidisch auf alle, die das zum ersten Mal erleben dürfen!
„Inheritance” (Spirit of Eden, 1988) — Jazz-Musik und vor allem John Coltrane sollen zu Mark Hollis’ größten Einflüssen gezählt haben und das merkt man hier besonders: Kontrabass und Schlagzeugbesen kommen zum Einsatz, das Schlagzeug ist weniger Bass-Drum-orientiert und enthält verschachtelte Improvisationen. Aber was mir am besten gefällt, sind die dissonanten Melodien der Klarinetten (ab Minute 02:34), die auch auf Hollis’ Soloalbum an vielen Stellen zum Einsatz kommen.
„Ascension Day” (Laughing Stock, 1991) — Ein weiterer Song, der am besten in voller Lautstärke erlebt werden sollte. Lee Harris trommelt am Schlagzeug um sein Leben, Gitarren haben selten besser geklungen und die Produktion ist absolut phänomenal. Der Song hat einen unvergleichlich mitreißenden Spannungsaufbau und ein überwältigendes Klanggewitter zum Höhepunkt, das man so schnell nicht vergisst.
„After the Flood” (Laughing Stock, 1991) — Orgel, Trip-Hop-Beat und die gottverdammten Störgeräusche eines defekten Synthesizers? Auf dem Papier klingt es lächerlich, aber dieser Song transportiert mich jedes Mal in eine andere Welt, und ich kann mich nicht im Geringsten daran satt hören. Es gibt keinen Song, der eine so fesselnde Wirkung entfaltet. Sobald das Schlagzeug einsetzt, schwebe ich wie auf Wolken und alles andere rückt in den Hintergrund.
„Taphead” (Laughing Stock, 1991) — Taphead beginnt reduziert und driftet mit der Zeit in eine immer experimentellere Richtung ab. Die Band lässt sich Zeit, aber jeder Klang ertönt zum richtigen Zeitpunkt und die meisten verleihen mir eine Gänsehaut. Die Atmosphäre ist gespenstisch, beinahe unheilvoll, aber zugleich atemberaubend schön.
„New Grass” (Laughing Stock, 1991) — Meine Liebe zu diesem Song ist nicht in Worte zu fassen. Das Schlagzeug erzeugt eine so fesselnde Wirkung, dass ich unmittelbar in einen meditativen Zustand abdrifte. Die melancholischen Gitarren- und Klavierphrasen, die Emotionalität in Mark Hollis’ Stimme: Hier kommt einfach alles zusammen. Am besten mit Kopfhörern anhören.